Der Landschaftspflegeverband trauert um Jürgen Hirschfeld
Nachruf auf unser Vorstandsmitglied Jürgen Hirschfeld
Viel zu früh und völlig überraschend ist am zweiten Juli-Wochenende unser Vorstandsmitglied, der Seesener Landwirt Jürgen Hirschfeld im Alter von erst 67 Jahren gestorben. Der Landschaftspflegeverband Goslar e.V. trauert um sein Gründungs- und bis heute Vorstandsmitglied. Sein Tod reißt eine große Lücke.
Die Landwirtschaft lag ihm im Blut – als Ackerbauer und Halter von Milchkühen, die er später in eine ökologisch wirtschaftende Betriebskooperation einbrachte. Als leidenschaftlicher Unternehmer hatte er gleichzeitig stets einen engagierten Blick für die Artenvielfalt auf Acker- und Grünland wie auch auf andere Umweltaspekte. Seine Kollegen bescheinigten ihm schon früh einen „grünen Daumen“. Bereits in jungen Jahren hat er sich in Gremien engagiert und wurde dort zum unverzichtbaren Partner – so war er beispielsweise ab 1982 langjähriger niedersächsischer Landjugendvorsitzender und seit 1993 über 21 Jahre lang Vorsitzender des Landvolks Goslar, später des Landvolks Braunschweiger Land. Von 1997 bis 2019 engagierte er sich auch als Kreislandwirt.
So war es denn vorgezeichnet, dass er sich auch dem Ansatz der Landschaftspflegeverbände widmete. Sie hatten in Süddeutschland praktisch schon großen Anklang gefunden und viele Erfolge erzielt, aber Niedersachsen war noch Entwicklungsland. In unserer Region war das Vorbild der Landschaftspflegeverband Göttingen. Vor diesem Hintergrund und nach zahlreichen Vorkontakten traf man sich dann 2017 auf seinem Hof in Seesen, eine kleine Handvoll von Vertretern der Naturschutzverbände und eine größere Gruppe Landwirte. Wir wollten alle raus aus den Schützengräben. Schnell war der Gedanke eines Landschaftspflegeverbandes auf dem Tisch. Doch so schnell ging es nicht – alle mussten mitgenommen werden. Aus den unproduktiven Streitigkeiten der vergangenen Jahre gab es auf beiden Seiten noch die verbreitete Sorge, von der jeweils anderen Seiten übervorteilt zu werden. Genau hier war Jürgen Hirschfeld mit seiner offenen, freundlichen und zugänglichen Art ein wesentlicher Brückenbauer. Dafür nahm er sich einige Zeit, und das war gut so. Dann gab er grünes Licht. Jetzt galt es, die Landkreisverwaltung und die Politik zu überzeugen. Das gelang mit vereinten Kräften über den Kreistag, wo der grüne Daumen von Jürgen Hirschfeld auf den grünen Ansatz passte. 2018 hatte die Verwaltung dann den Auftrag, einen Landschaftspflegeverband Goslar auf Machbarkeit zu prüfen und verschickte offizielle Briefe. Das Eis war gebrochen, und Jürgen Hirschfeld fehlte bei keiner wichtigen Sitzung der mühsamen Diplomatie, die dann folgte. Es galt, die drei Säulen Naturschutz, Landwirtschaft und Landkreis mit Kreistag und Verwaltung unter einen grünen Daumen zu bekommen. Bekanntlich gelang es und Jürgen Hirschfeld hat sich bis zum letzten Wochenende konsequent weiter eingebracht, die Arbeit des Verbandes durch viele Impulse und Ideen mit Leben gefüllt und bei seinen Berufskollegen mit dem richtigen Fingerspitzengefühl viele Türen geöffnet. Auf seine Initiative hin und unter seinem tatkräftigen Beitrag wurden u.a. Obstbäume mit der ev. Kirchengemeinde Seesen gepflanzt sowie fachgerechter Gehölz- und Obstbaumschnitt praktisch vorgestellt und in Fachkursen gelehrt. Sein Herzensprojekt war ein System zur insektenschonenden Graben- und Wegerandmahd – der Landschaftspflegeverband hatte es jüngst angeschafft. Dieses Gerät ist es auch, vor dem Jürgen Hirschfeld auf unserem Foto steht.
2019 verlieh ihm die Stiftung Kulturlandpflege den Preis „Grüne Herzen Niedersachsens“ – er war wie auf ihn zugeschnitten.
Jürgen Hirschfeld war auch in der Landeskirche Braunschweig aktiv. Er war ehrenamtliches Mitglied der Kirchenregierung, der braunschweigischen Landessynode sowie engagiert in weiteren kirchlichen Ehrenämtern. Sein besonderes Augenmerk galt Umwelt- und Klimaschutzfragen. Die jüngste Tagung der Landessynode zu diesem Thema im Juni 2024 ging maßgeblich auf sein Engagement zurück.
Jürgen Hirschfeld hatte noch viel vor. Es ist unendlich traurig, dass er diese Pläne nicht mehr selbst anschieben und umsetzen kann. Wir werden seine Arbeit engagiert fortsetzen.